Die Situation polnischer
Wölfe, freie Übersetzung, Stand ca. 2002
Nach offiziellen Angaben schätzt man die Anzahl der Wölfe in Polen auf etwa 750
Tiere. Am weitesten verbreitet sind Wölfe im östlichen Teil des Landes, nämlich
östlich des Flusses Vistula. Isolierte Populationen existieren jedoch auch im
Westen Polens, zum Beispiel in der Nähe des Waldgebietes Nadnotecka. In den
Karpaten leben die meisten Wölfe Polens, in dieser Region beträgt die Anzahl der
Wölfe 380 Tiere, nach offiziellen Schätzungen, davon die meisten in Bieszczady.
Allerdings werden dort auch die meisten Wolfstötungen durch Menschenhand
verzeichnet. Im Zeitraum von 1980 bis 1990 verursachten Jäger in der Provinz
Krosno allein 40 Prozent der gesamten getöteten Wölfe Polens.
Wölfe wandern bevorzugt über die südliche Grenze Polens in das Land ein;
beispielsweise über die Karpaten oder die Sudeten. Eine andere Route führt über
das Waldgebiet Bialowieza in den Westen Polens. Heute leben an der Grenze zu
Deutschland zwei oder drei Rudel, von denen einzelne Wölfe nach Deutschland
einwandern. Dazu durchschwimmen oder überqueren (im Winter, wenn die Flüsse
gefroren sind) sie die Neiße oder die Oder.
BILD: Verbreitung der Wölfe in
Polen, ca. 23 Kb (Bild öffnet sich bei Klick in neuem Fenster)
In den letzten Jahren hat sich das Bild des Wolfes in Polen dramatisch
verändert. Nach dem zweiten Weltkrieg sahen die Menschen Wölfe regelrecht als
eine Pest an- und vernichteten Wölfe mit unterschiedlichen Methoden, durch
Bejagung, durch das Ausräuchern von Wolfsbauten oder mit Gift.
In den fünfziger Jahre organisierte die Regierung Polens ein Programm zur
gezielten Ausrottung der Wölfe. Sonderbeauftragte für die Wolfsbekämpfung wurden
angestellt und man zahlte hohe Prämien für jeden getöteten Wolf. Der Wolf wurde
bis 1975 auf der Liste der bejagbahren Tiere aufgeführt. Wölfe durften zwischen
dem 1. August und dem 31. März bejagt werden, in den Regionen Krosno, Nowy Sacz
und Przemysl durften Wölfe über das ganze Jahr gejagt werden. Dank dem Druck von
Wissenschaftlern und ökologischen Organisatoren wurde der Wolf 1995 zu einer
geschützten Tierart in über 46 Provinzen erklärt und durfte nur noch in den
Regionen Krosno, Suwalki und Przemysl zwischen November und Februar bejagt
werden.
Jedenfalls führten weitere Aktivitäten der Natur- und Tierschützer dazu, dass
der Wolf im April 1998 ein im ganzen Land zum geschützten Tier erklärt wurde.
1999 kam es jedoch zu Konflikten zwischen Viehzüchtern und den nun durchgängig
geschützten Wölfen. Besonders in den Regionen rund um die Bergregion Bieszczady,
im Südosten Polens und im Bialowieza Wald im Nordosten des Landes. Grund für die
Konflikte war vor allem das Fehlen von vorbeugenden Maßnahmen gegen Wolfsrisse
in Schaf- und Viehherden. Nur Schäfer in der Tatra halten sich spezielle Hunde,
den Tatrahund, um Wolfsrisse zu verhindern. Viele der Schäden fanden sich in
Gebieten, wo die Viehherden über mehrere Tage freilaufen und nicht beaufsichtigt
werden. Um dieses Problem zu lösen, stellte die "National Strategy of Wolf
Protection and Management" eine Gruppe von polnischen Spezialisten zusammen,
deren Arbeit bereits Erfolge zu verzeichnen hatte.